Saarloos Wolfhund

Das Leben mit einem Saarlooswolfhund

Das Fell ist sehr pflegeleicht. Normalerweise reicht es, einmal oder zweimal in der Woche den Hund zu bürsten.

Mit Futter gibt es normalerweise keine Probleme. Man sollte sich aber bei der Welpenaufzucht mit Fertigfutter vor Beigaben wie Futterkalk mit Vitaminen hüten. Heute ist Fertigfutter wirklich mit allem versehen, was ein Hund braucht!

Eine Besonderheit ist die Medikamentenempfindlichkeit: Die Narkose darf nur halb so stark sein,wie bei einem gleichgewichtigen "normalen" Hund, sonst besteht die Gefahr, daß er nicht mehr aufwacht! Eine ganz wichtige Tatsache, die allen Welpenkäufern mit auf den Weg gegeben wird.

Bei der Aufzucht ist Geduld angeraten! Die Tiere wachsen sehr schnell und sie sehen sehr früh erwachsen aus. Das führt dazu, daß man von den Jungtieren oft mehr verlangt, als gut ist. Bis zu einem halben Jahr sollte nur kurze Strecken spazieren gehen, um die Sehnen und Gelenke nicht zu überlasten. Dazu sollte man viel spielen und toben - sowohl drinnen als auch draußen.

Ist der Hund erwachsen, braucht er viel Bewegung und Beschäftigung. Spaziergänge können gar nicht lang genug sein. Vom Körperbau her ist der Saarloos ein Langstreckentraber. Über Ausdauerprüfungen (20 km am Fahrrad) lacht ein trainierter Saarlooswolfhund!

Am wohlsten fühlt er sich in einem Dorf oder am Stadtrand, wo nicht so viel Trubel herrschen. In der freien Natur ist er glücklich: hier kann er ganz Hund sein. Viele Saarloos besitzen noch einen starken Jagdinstinkt und sind dann meist auch erfolgreiche Jäger kleiner Tiere. Mit Erziehung und Training kann man diesen Trieb aber dämpfen und umlenken.

Dank seinem Wolfserbe ist der Saarlooswolfhund ein spätreifer Hund. Die Hündinnen werden selten vor dem 12. Monat zum ersten Mal läufig, viele sogar erst nach 15 Monaten. Die Hitze kann länger als bei anderen Hündinnen dauern: bis zu sechs Wochen. Der Abstand zwischen zwei Hitzen ist oft 10 bis 13 Monate. Ein Rüde hebt erst sehr spät das Bein (12 Monate und älter), bei Rudelhaltung kann es sein, daß ein rangniedriger Rüde nie das Bein hebt.

Trotz des Wolfsblutes ist der Saarlooswolfhund ein Hund und kein Wolf! Mit Wölfen kann man nicht ohne Gefahr zusammenleben. Mit der Geschlechtsreife versuchen Wölfe sehr viel stärker, ihre Rangposition zu verbessern. Derart starke Aufstiegsbestrebungen sind beim Saarloos genauso selten wie bei anderen Hunderassen. Der Saarlooswolfhund hat auch nichts mit den wild produzierten Wolfsmischlingen zu tun, die jetzt immer mehr "in Mode" kommen. Es handelt sich um eine Rasse, bei der der Charakter eine wichtige Rolle spielt. Es gibt selten Dominanzprobleme im Zusammenleben mit Saarlooswolfhunden: bei sachgerechter Erziehung erkennt der Saarlooswolfhund die überegeordnete Position seiner Herrin an.

Saarlooswolfhunde sind im Sozialverhalten sehr sicher und besitzen dem Menschen gegenüber im Allgemeinen keinen Angriffstrieb. Fremden Menschen und Situationen gegenüber sind die Hunde sehr mißtrauisch bis scheu. Ihre Familie lieben sie über alles und sie möchten immer und überall dabei sein (wirklich Überall!!). Die Tiere ertragen das Alleinsein nur sehr schlecht. Sie haben sehr starke Separationsängste, die oft eine unglaubliche Zerstörungswut heraufbeschwören. Für eine Zwingerhaltung sind sie überhaupt nicht geeignet (wie eigentich alle Hunde): die Rudelbindung ist zu stark, als daß der Saarloos mehr als einige Stunden unbeschadet alleine im Zwinger ertragen kann.
Dabei ist es auf jeden Fall wichtig, den Hund von Anfang an an das Alleinsein zu gewöhnen. Wenn es für das Tier normal ist, einige Stunden alleine in der Wohnung oder einem ausbruchsicheren Raum zu verbringen, wird er das auch klaglos ertragen.

 

Es ist wichtig, diese Zerstörungswut beim plötzlichen Verlassenwerden richtig zu verstehen: Ein Hund steht in seiner geistigen Entwicklung mehr oder weniger auf der Stufe eines jungen Wolfes. Für ein Jungtier aber bedeutet das Verlassensein Tod und Verderben, da es sich nicht selbst versorgen kann und seinen Feinden schutzlos ausgeliefert ist. Ein Jungtier mit gesunden Instinkten wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um bei seiner Familie - und damit in Sicherheit - bleiben zu können.

Mit fremden Hunden vertragen sie sich sehr gut, sie sind keine Raufer und lieben es, mit allen freundlichen Hunden zu spielen. Problematischer kann die Haltung von mehreren erwachsenen Zuchthündinnen sein, die bereits Würfe hatten. Das "Welpen-haben-dürfen" bedeutet für die Hündinnen dieser Rasse einen großen Aufstieg in der Rangordnung; in dieser Position werden keine gleichrangigen Hündinnen mehr geduldet. Meist ist es dann unumgänglich, die Hündinnen auf Dauer zu trennen.

Der Saarloos vermeidet kritische Situationen mit Menschen. Daher sollten Sie auch - trotz der Größe der Hunde - nicht darauf bauen, daß er Sie in brenzligen Situationen verteidigt. Allerdings ist die Verteidigung des Reviers 1. Ordnung (normalerweise die eigene Wohnung) eine andere Sache. Dafür kann man aber auch sicher sein, daß er keinen Menschen angreift. Ein Saarlooswolfhund beißt nicht, wenn er nicht ernsthaft gezwungen ist, sein Leben zu verteidigen. Auch wenn viele Leute es nicht glauben wollen oder es nicht verstehen können: Ein Saarloos ist kein Angstbeißer!

Die Reaktion auf fremde Menschen ist normalerweise diese: Ein Fremder, der in Ihre Wohnung kommt, wird aus sicherer Entfernung beäugt und - wenn nötig - verbellt (was ein Saarloos so bellen nennt, klingt eher wie ein Husten). Wenn der Eindringling nicht verschwindet, zieht sich der Hund zurück. Nach einiger Zeit wird er dann aber doch vorsichtig den Fremden abschnüffeln. Auf Spaziergängen wird der Hund einen großen Bogen um Fremde machen, um ihnen dann vorsichtig hinterherzulaufen und kurz am Mantelsaum schnuppern

Als Familienhund ist der Saarlooswolfhund bestens geeignet. Man sollte aber bedenken, daß der Saarloos alleine schon durch seine Größe (Rüden bis 75 cm) entsprechende Kräfte entwickelt. Zusammen mit dem überschäumenden Temperament, das er seinen Freunden zeigt, ist er dann eine echte Kanone: wehe, wenn der Hund einen vor Freude oder beim Spiel anspringt - das wirft auch Männer um!

Dennoch sind diese großen Hunde sehr geduldig mit kleinen Kindern. Sie lassen sich - auch wenn sie Kinder nicht gewöhnt sind - deren "Liebkosungen" gefallen, ohne auch nur einen ärgerlichen Ton von sich zu geben. Wenn es ihnen zu viel wird, gehen sie weg oder suchen Hilfe bei ihren Besitzern.

Wenn es darum geht, neue Menschen kennenzulernen, will der Saarloos den ersten Schritt tun! Ein sich-anbiedern des Menschen ist ihm zuwieder. Am besten ignoriert man den Hund, bis dieser es einfach nicht mehr aushält und von selbst schnuppern kommt. Trotz seiner großen Zurückhaltung ist der Saarlooswolfhund nämlich schrecklich neugierig! Die Tiere merken auch ganz genau, ob ein Mensch sie mag oder nicht, oder ob er sogar Angst vor ihnen hat.

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Copyright (c) 1998 Andrea Wahl / IG Swh & Twh
Stand: 22. Oktober 1998.